zum Inhalt springen

Newsarchiv

3. November 2015 – Zweite Wissenschaft-Praxis-Kollegtagung

"Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis"

Das Thema der zweiten Wissenschaft-Praxis-Kollegtagung des Fortschrittskollegs GROW waren die Chancen und Risiken der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis. Drei Impulsvorträge beleuchteten zum Einstieg die Wünsche der Praxispartner*innen an die Alternsforschung sowie die Erwartungen der Wissenschaft an die Praxis. Als erste stellte Cordula Theis, Koordinatorin „Demographische Entwicklung“ in der Stadtverwaltung Langenfeld, ihre Sicht auf die Schnittstelle Wissenschaft und Stadtverwaltung vor. Sie erklärte die Struktur des Systems Verwaltung mit seinen verschiedenen Hierarchieebenen und unterstrich, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter*innen ihrer Position und ihres Bildungsniveaus angemessen in den Forschungsprozess einzubeziehen. In der Vermittlung aktueller Forschungsergebnisse sieht sie eine Möglichkeit, Sachbearbeiter*innen, die direkt mit den Bürger*innen zu tun haben, intrinsisch zu motivieren.

Maria Hanisch sprach für die Liga der Wohlfahrtsverbände, die sich von der Arbeitsweise des Fortschrittskollegs angesprochen fühlen, die soziale Wirklichkeit partnerschaftlich zu erforschen. Grundlegend für gelingende Kooperationen ist, dass man sich auf die jeweils unterschiedlichen Strukturen einstellt. Oft bleibt im operativen Geschäft keine Zeit, Anfragen der Wissenschaft zu beantworten. Dies bedeutet aber nicht, dass die Wohlfahrtsverbände nicht an einem Austausch mit der Wissenschaft interessiert wären. Willkommen sind insbesondere Formen der Zusammenarbeit, die sich in den Arbeitsalltag integrieren lassen, wie Ergebnispräsentationen bei Fortbildungen oder bei geselligen Veranstaltungen in Seniorenclubs.

Prof. Dr. Holger Pfaff vom Fortschrittskollegs betonte, dass auch die Forscher*innen daran interessiert sind, die Praxisakteure und ihren Arbeitsalltag besser kennenzulernen. Wichtig ist vor allem der Aufbau stabiler Partnerschaften, was jedoch im universitären Alltag eine Herausforderung darstellt. So muss man sich für Anträge auf Fördergelder oft unter großem Zeitdruck auf ein Thema einigen und Praxispartner finden. Holger Pfaff erläutert, dass die Wissenschaft die Praxis braucht: um zu lernen, wo gesellschaftliche Entwicklungen hinlaufen, um gemeinsam Fragestellungen zu genieren und nicht zuletzt für den Feldzugang. Allerdings muss auch praxisnahe Forschung wissenschaftliche Standards einhalten und im internationalen Kontext bestehen.

In den anschließenden parallelen Themenforen diskutierten die Doktorand*innen, Praxispartner*innen und Professor*innen, wie die konkrete Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis in den Promotionsprojekten zur Zufriedenheit aller gelingen kann. Unter dem Titel „Technikeinsatz im Alter“ wurde die Frage behandelt, wie eine Sprache über Technik sein müsste, mit der einerseits angemessen und korrekt und andererseits verständlich kommuniziert werden kann. Im Themenforum „Versorgungslandschaften“ wurde erörtert, welche Praxisakteure es in verschiedenen Versorgungskontexten gibt und welche Erwartungen sie an die Forschung der Doktorand*innen haben. Mit der Frage, in welcher Phase des Forschungsprozesses der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis für beide Seiten sinnvoll und gewinnbringend ist, beschäftigte sich das Themenforum „Soziale Beziehungen“. Für den Kontext „Quartier und bürgerschaftliches Engagement“ wurden die bewusst provokant formulierten Thesen, dass die Wissenschaft die Praxis nur für den Zugang zum Feld und die Praxis die Wissenschaft nur für die Legitimation ihrer Arbeit braucht, diskutiert. Der gesellige Ausklang bei Fingerfood bot Gelegenheit, eine vielfach geäußerte Bedingung für erfolgreiche Wissenschaft-Praxis-Kooperationen direkt in die Tat umzusetzen und persönliche Beziehungen zu intensivieren.